Neue Wege in der Oralhygiene

Über Jahrzehnte ist die Mundhygiene auf die Zahnpflege reduziert worden. Millionen Menschen leiden unter Mundtrockenheit, viele kranke Menschen müssen mit einer verwahrlosten Mundhöhle leben. Erst seit kurzer Zeit findet das Thema Oralhygiene mehr und mehr Beachtung.

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„Mundhöhle“ von FreddyKrueger 16:42, 8. Mär. 2008 (CET). Original uploader was Bartiebert at de.wikipedia – Transferred from de.wikipedia(Original text : FreddyKrueger 16:42, 8. Mär. 2008 (CET)). Lizenziert unter Attribution über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mundh%C3%B6hle.JPG#/media/File:Mundh%C3%B6hle.JPG

In einer Veröffentlichung von Oliver Rothaug et altera (Hyg Med 39 – 7-8, Mundpflege beim intubierten beatmeten Intensivpatienten, Rothaug, Müller-Wolff, Kaltwasser, Dubb, Hermes) verweisen die Autoren, dass bei der Versorgung intubierter, beatmeter Intensivpatienten die Mundhygiene ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Therapie und Pflege sei. Neben der Inspektion der Mundhöhle und der Reduktion pathologischer Erregerkolonisationen, soll die Mundhygiene auch zur Vermeidung von Verletzungen und zur Reduktion der Inzidenz von Pneunomien dienen. Mit dem Verweis auf das Vermeiden von Pneunomien wird der Mundhygiene nicht nur im Bezug auf die Vermeidung von nosokomialen Infektionen eine wichtige Rolle innerhalb der Pflege zugewiesen, vielmehr muss ein Umdenken in der Pflege einsetzen. Bisher gültige Standards mit Sticks für den besseren Geschmack, Butterstücken zum  Lösen von Verkrustungen und Chlorhexanidin zur Munddesinfektion erscheinen veraltet.

Multimorbide geriatrische Patienten, Wachkomatöse, Beatmungspatienten oder auch Menschen unter chemotherapeutischer Behandlung zeigen häufig krankhafte Veränderungen der Mundschleimhaut wie Borkenbildung, Verkrustungen, Aphthen und Candidosen. Häufig sind diese auf die Verdrängung der natürlichen Keimflora der Mundschleimhaut zurückzuführen, da neben der Immunsupression solcher Patienten, die Mundhöhle ihre physiologische Funktion nicht mehr oder nur noch eingeschränkt erfüllen kann.  Dazu kommen steigende Zahlen von nosokomialen Infektionen in diesem Bereich was dazu führen sollte, dass bei diesen Patienten der oralen Hygiene ein besonders hoher Stellenwert eigeräumt wird. Jahrelang wurde nach dem gleichen Schema Mundhygiene durchgeführt. Es wurde hauptsächlich auf die Desinfektion der Mundhöhle gesetzt, jedoch wurde die tatsächliche Sanierung der physiologischen Keimflora der Mundhöhle häufig vernachlässigt. Diese ist jedoch Grundvoraussetzung für die Aufrechterhaltung einer intakten Mundschleimhaut.

Produkte zur Munddesinfektion geraten vor dem Hintergrund in die Kritik, insbesondere, wenn diese Dauerhaft eingesetzt werden. Produkte mit Chlorhexanidin, die heute als Standard gelten, sind nicht dauerhaft einsetzbar und verhindern den Aufbau einer natürlichen Mundflora. Neuartige Oralhygiene-Konzepte zielen hingegen auf die Gesundung der Mundschleimhaut durch Wiederaufbau der natürlichen Keimflora ab. Durch die Komponenten des Systems- orale Reinigung, Keimreduktion und Wundpflege- soll  ein Zustand wieder hergestellt werden, der dem eines gesunden Menschen entspricht. Produkte dazu sind bisher selten und die Umsetzung findet derzeit nur punktuell in der Praxis statt.

Doch es kommt Bewegung in den Markt. Themen, wie Mundtrockenheit und Mundhygiene werden inzwischen aufgegriffen. Es bleibt abzuwarten, wie das Thema zukünftig aufgenommen und in die Praxis umgesetzt wird.

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