Eine Clostridieninfektion (CDI) stellt an die Hygiene besondere Ansprüche. Immer wieder kommt es in den letzten Jahren zu erneuten Infektionen mit dem Krankenhauskeim Clostridium difficile, weshalb das Thema nicht an Aktualität verloren hat. Dabei ist der Keim selbst problemlos abzutöten, doch in verkapselter Form als Sporen sind Clostridien resistent gegen Sauerstoff, Trockenheit und auch gegenüber den meisten Desinfektionsmitteln.
Der Winter 2007/2008 hat neben der weiten Verbreitung des Norovirus eine absolut aggressive Form des Clostridium difficile hervorgebracht, das auch den Einrichtungen der Altenpflege etliche Probleme bereitet, welche auch weiterhin bestehen. So ist das Bakterium dieser typischen Krankenhausinfektion zwar mühelos mit den üblichen Desinfektionsmitteln zu bekämpfen, doch bildet dieser Keim Sporen, die gegen die meisten Desinfektionsmittel aber auch gegen Temperaturen von bis zu 110°C keine Reaktionen zeigen. Umso wichtiger ist das entsprechende Vorgehen im Falle von Ausbrüchen.
Clostridium difficile stellt als nosokomiale Infektion keine Seltenheit dar. Insbesondere im Zusammenhang mit einer Antibiotika-Therapie ist das Risiko groß, dass der Keim sich in einer von Antibiotika geschwächten Darmflora vermehrt. Das Ergebnis sind unangenehme und mit Bauchschmerzen einhergehende Durchfälle mit gleichzeitiger Übelkeit. Das Problem bei der derzeitigen Ausbruchwelle sind die schweren und bedrohlichen Krankheitsverläufe.
Und wieder sind es die Hände des Personals und andere kontaminierte Oberflächen, die für die Verbreitung verantwortlich sind. Erschwerend kommt hinzu, dass der Keim auch in Form von Sporen vorkommen kann, die den Erreger resistent gegen viele chemische Desinfektionsmittel, Trockenheit und Hitze macht.
Eine zusätzliche sporizide Wirksamkeit ist insofern wichtig, doch weisen die meisten Desinfektionsmittel keine oder eine verminderte Wirksamkeit gegenüber Sporen auf. Vor allem wirken sämtliche alkoholische Desinfektionsmittel nicht gegen Sporen! Nach einer ausgedehnten Händedesinfektion können die Sporen nur durch Abschwemmen mit intensivem Händewaschen entfernt werden. Zusätzlich kommt insofern dem Schutzhandschuh eine besondere Bedeutung zu.
Sollte allerdings kein sporenwirksames Desinfektionsmittel zur Verfügung stehen, kann man sich zunächst mit einer Wischdesinfektion behelfen, die mit einer gleichzeitigen verstärkten Reinigung einhergeht, um die Sporen zu entfernen.
Auch in der Küchenhygiene von medizinischen Einrichtungen ist eine sporenwirksame Desinfektion von Geschirr- und Oberflächen möglich.
Zusammenfassend schlagen wir insofern die folgenden Maßnahmen bei einem Ausbruch vor:
(Maßnahmen nach einem Merkblatt des Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst NRW, Dez. 5.2 Hygiene in Krankenhäusern 11/2007)
Von grundsätzlicher Bedeutung ist die strenge Einhaltung der Standardhygiene, insbesondere der Händehygiene. Aufgrund der Umweltresistenz der Sporen sind ein gründliches Händewaschen zusätzlich zur hygienischen Händedesinfektion und das konsequente Tragen von Handschuhen unbedingt nötig.
Unterbringung:
Patienten mit massiven Durchfällen im Einzelzimmer mit eigener Nasszelle isolieren. Bei Patienten mit leichterer Symptomatik mindestens Kontaktisolierung mit eigenem Toilettenstuhl. Verwendung von zusätzlichen Matratzenschutzbezügen ist zu empfehlen. Patient darf sein Zimmer nur nach vorherigem Händewaschen und nach Anlegen eines Schutzkittels verlassen. Kohortenisolierung ist möglich. Die Isolierung kann nach Abklingen der klinischen Symptome aufgehoben werden. Fortsetzung der konsequenten Händehygiene für weitere 2 Wochen!
Schutzmaßnahmen:
Kittel und Handschuhe Bettenmachen und Reinigungsarbeiten mit Schutzkittel durchführen. Schutzkittel für Besucher bei direktem Patientenkontakt. Konsequente Händehygiene für Erkrankte, Personal und Besucher Händedesinfektion und zusätzliches häufiges Händewaschen (Sporenreduktion durch Abschwemmen). Alkoholische Händedesinfektionsmittel sind gegen Clostridien-Sporen unzureichend wirksam. Mit kontaminierten Handschuhen keine weiteren Gegenstände anfassen! Handschuhe vor Verlassen des Zimmers in einem geschlossenen Behältnis entsorgen.
Aufbereitung:
1-2-mal tägliche Wischdesinfektion der patientennahen Flächen, vor allem alle Flächen mit häufigem Handkontakt (z.B. Nachttisch, Bettgestell, Nassbereich, Toiletten, Türgriffe). Bei Bedarf müssen auch weitere Flächen in die tägliche Desinfektion einbezogen werden. Die Keimreduktion durch verstärkte mechanische Reinigung trägt zur Entfernung der Sporen bei. Zur Flächendesinfektion sind vorzugsweise Mittel, die sporizid wirksam sind einzusetzen. Nach Aufhebung der Isolierungsmaßnahmen gründliche desinfizierende Reinigung des Patientenzimmers. Medizinprodukte mit direktem Patientenkontakt (z.B. Thermometer, Stethoskop, etc.) patientenbezogen oder als Einmalmaterial verwenden. Nach Gebrauch müssen die Medizinprodukte desinfiziert werden, wenn möglich sind thermische Desinfektionsverfahren anzuwenden. Geschirr wird in geschlossenen Behältnissen zur Spülmaschine transportiert und wie üblich bei >60°C aufbereitet. Die Spülmaschine sollte mit einem Maschinenspülmittel beschickt werden, was Chlor oder andere Sauerstoffabspalter enthält. Wäsche und Textilien werden desinfizierend gewaschen. Mit infektiösem Material kontaminierte Abfälle werden nach Abfallschlüssel 18 01 04 der LAGA-Richtlinie entsorgt.
Allgemeine Maßnahmen:
Restriktiver Antibiotikaeinsatz. Abteilungsspezifische Surveillance der CDI durch die Krankenhaushygiene ist zu empfehlen. Erste Maßnahme bei Auftreten einer Clostridium difficile Erkrankung ist das Absetzen der auslösenden Antibiotikatherapie sofern klinisch möglich. Nach § 6 Abs. 3 IfSG besteht eine nichtnamentliche Meldepflicht für gehäuftes Auftreten nosokomialer Infektionen. Nach § 6 Abs. 1 IfSG sind Clostridium difficile–Infektionen mit schwerem Verlauf namentlich meldepflichtig.
Danke für die Info, die auch Mitmenschen verstehen können und sollten, die nicht aus der Medizin oder Pflege kommen!!
Das alles ist für den klinischen Bereich gesehen, wie aber sind die Hygienemaßnahmen im häuslichen Bereich??
Sehr geehrte Nachteule, danke für Ihr Kommentar. Hygiene im Haushalt ist natürlich anders zu bewerten, als in der klinischen Praxis. In den privaten Alltag gehören keine Desinfektionsmittel, sofern keine Infektionskrankheit andere Haushaltsangehörige gefährdet. Es reichen im Normalfall regelmäßige Reinigung, Händewaschen und ein vernünftiger Umgang mit Lebensmitteln aus.
Werden jedoch Kranke zu Hause gepflegt oder ergeben sich zusätzliche Risikosituationen sollten zusätzliche Hygienemaßnahmen ergriffen werden. Hier finden Sie sicherlich Unterstützung auch durch professionelle Pflegedienste oder Ihren Hausarzt.
Zum Thema Desinfektion im Haushalt wird im Übrigen bald auch ein Artikel auf brennpunkt.hygiene erscheinen.
Guten Tag,
Ich habe gestern einen Sessel von meiner verstorbenen Oma geerbt. Sie litt an Clostridien. Was soll ich jetzt tun?
Viele liebe Grüße
Kati Wagner
Sehr geehrte Frau Wagner,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich kann Ihre Sorge verstehen, würde aber dahingehend gar nichts tun. Zum Teil sind auch gesunde Menschen Clostridienträger- das vorab. Zwar können Personen aller Altersgruppen erkranken, jedoch tritt die Krankheit gehäuft bei Menschen mit einer Immunschwäche, bei Personen unter Antibiotikatherapie und bei über 65 jährigen auf. Eine Erkrankung von gesunden Menschen ist unwahrscheinlich. Bei den Hygienemaßnahmen hinsichtlich Clostridien im Gesundheitsbereich steht die Unterbrechung der Weiterverbreitung der Sporen von Clostridien im Vordergrund, um andere Patienten vor einer Ansteckung zu schützen (dabei ist im „Hinterkopf“ zu behalten, dass in Kliniken und anderen Pflegeeinrichtungen Menschen behandelt bzw. gepflegt werden, die häufig zu den Risikogruppen für eine Clostridieninfektion gehören- immunschwach, unter antibiotischer Therapie, alt). Ich gehe davon aus, dass sie auch Kontakt mit Ihrer Oma hatten, als sie akute Durchfälle aufgrund der Clostridien hatte, somit wurden Sie diesen auch schon ausgesetzt- in diesen Phasen ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion am höchsten. Ein Grund zur Sorge besteht für gesunde Menschen jedoch wie gesagt nicht. Einen Sessel, den Sie vererbt bekommen, zu desinfizieren halte ich in diesem Zusammenhang für eine übertriebene Maßnahme. Wenn Sie sich jedoch besser dabei fühlen, kann man den Sessel auch mit Dampf, heißt Hitze behandeln, um die eventuell darauf befindlichen Keime abzutöten. Für Angehörige einer mit Clostridien infizierten Person im häuslichen Raum wird beispielsweise empfohlen, die Wäsche und Flachwäsche des Erkrankten bei einer Mindesttemperatur von 60°C zu waschen um die Keime zu inaktivieren. Das kann man natürlich auch auf alle anderen Textilien übertragen. Ein „Muss“ ist das jedoch nicht.
Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen.
Beste Grüße
Dr. Björn Friedrichs
Vielen lieben Dank für die Antwort! Ich sitze gerne in dem Sessel, zum Lesen und Relaxen und bis jetzt habe ich mich nicht angesteckt.
Guten Abend,
mit großem Interesse habe ich diese Seite gelesen. Mein Vater (82 Jahre) ist Anfang Dezember 2017 nach einem Krankenhausaufenthalt an Clostridien erkrankt. Nach langer Selbstmedikation hat er dann
Anfang Januar seinen Hausarzt aufgesucht, Mitte Januar wurde er ins Krankenhaus eingewiesen. Nach 9 Tagen wurde er jetzt gestern in ein anderes Krankenhaus in die Geriatrie verlegt. Da er mit der Infektion sehr lange in seiner Wohnung gewesen ist, vermute ich eine starken Befall mit Sporen.
Können Sie mir Auskunft geben, wie in diesem Fall mit der Reinigung der Wohnung zu verfahren ist?
Welche Dinge sollten entsorgt werden, (z.B. Bettzeug, Matratze?) Sollte ich eine professionelle Reinigungsfirma beauftragen? Ich befürchte, dass er sich nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nächste Woche dann erneut in seiner Wohnung mit den Clostridien infiziert. Ein Pflegeantrag zur täglichen Unterstützung wurde vom Sozialdienst des Krankenhauses gestellt. Da ich mich überhaupt nicht mit Infektionskrankheiten/ Hygiene auskenne, wäre ich für eine ausführliche Antwort sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Regina Plehn