Darf man Desinfektionsmittel versprühen?

Sprühen von Desinfektionsmitteln ist nicht verboten, auch wenn dies gerne mal behauptet wird. Dennoch können durch das Versprühen von Desinfektionsmitteln Aerosole entstehen, die, insbesondere bei dauerhafter Benutzung, zu gesundheitlichen Gefährdungen des Personals führen können. Auch wird der Desinfektionserfolg bei reinen Sprühdesinfektionen von Fachleuten deutlich in Frage gestellt.

Gesundheitliche Gefährdungen von Personal sind aus arbeitsrechtlichen Gründen zu vermeiden und durch Vorgehensweisen mit weniger gesundheitlichen Risiken auszutauschen.
Alkoholische Schnelldesinfektionen werden klassisch versprüht, daher auch der Name Sprühdesinfektion. Insgesamt ist das Gefährdungspotential gering, da normalerweise nicht das Produkt fein aerob in die Luft versprüht wird, sondern mit Hilfe des Sprayers auf Oberflächen aufgetragen wird. Dennoch, feine Aerosole geraten in die Atemwege und nicht selten bestehen Desinfektionsmittel nicht nur aus Alkohol und Wasser, sondern enthalten weitere Substanzen, die die Atemwege reizen können (quaternären Amoniumverbindungen) oder gesundheitsgefährlich (z.B. Aldehyde) sind.

Immernoch ist die Sprühdesinfektion weit verbreitet, auch wenn Berufsgenossenschaften und Gesundheitsämter immer wieder deutliche Aufklärungsarbeit leisten.

Grundsätzlich ist es notwendig das Versprühen von Desinfektionsmitteln zu vermeiden. Neben dem Problem der Mitarbeitergefährdung kann es zu Desinfektionsfehlern, wie dem s.g. Sprühschatten kommen. Dabei kommt es nicht zu einer vollständigen Benetzung der Oberfläche, sondern nur Tropfenweise wird die Oberfläche mit Desinfektionsmittel besprüht. Dieser Fehler kann durch die Verwendung eines Tuches beim Desinfektionsauftrag vermieden werden. Der Auftrag mit einem Tuch ist allein schon wegen der mechanischen Wirkung zu empfehlen, da viele Desinfektionsmittel nur unter mechanischer Einwirkung die vollständige Wirkung entfalten können.

Dennoch gibt es Situationen, wo ein Sprühen nicht unbedingt durch das Auftragen mit dem Tuch zu ersetzen ist, z.B. bei Gewindelöchern und Oberflächenspalten.

Schäumen statt Sprühen (Bild eines Schäumers, der wie ein Sprayer genutzt werden kann)

Schäumen statt Sprühen (Bild eines Schäumers, der wie ein Sprayer genutzt werden kann)

Die Problematik bei der Verwendung eines Sprühers kann durch den Einsatz eines Schäumers vermieden werden. Desinfektionsmittel auf Alkohol-Basis sind allerdings nicht schäumend (Alkohole werden unter anderem auch als Entschäumer eingesetzt!), so dass in diesem Fall der Einsatz eines Schäumers nicht Ziel führend ist. Andere Produkte, vorzugsweise auf Wasserbasis mit quaternären Amoniumverbindungen, sind hier besser geeignet, verhalten sich aber grundsätzlich anders als Alkohole.

Insgesamt stellen wir einen deutlichen Trend vom Sprühen weg zum vorgetränkten Desinfektionstuch fest (wir berichteten: Tuchspender in der Kritik). Dennoch ist die Sprühdesinfektion immer noch weit verbreitet. Zu dem Thema hat sich der Verbund für Angewandte Hygiene in einer Stellungnahme geäußert, der die Vor und Nachteiler der Sprühdesinfektion beleuchtet.

Stellungnahme VAH

Artikel Rationell Reinigen

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