Am Anfang des Jahres 2016 berichtete das Fachjournal „The Lancet Infectious Diseases“ über die Entdeckung eines mobilen Resistenzgens in E.coli aus Schweinen mit dem Namen mcr-1 . Dieses vermittelt eine Resistenz gegenüber dem Reserveantibiotikum Colistin (auch Polymyxin E genannt). Diese Antibiotikum wurde, aufgrund seiner Bedeutung als potentiell letzte Behandlungsmöglichkeit bei Infektionen mit multiresistenten Keimen, von der WHO zum „kritischen Antibiotikum für die Menschheit“ deklariert. Bedauerlicherweise wurde es aufgrund seiner geringen Kosten auch vermehrt in der Massentierhaltung eingesetzt, was jetzt offensichtlich zu Resistenzen gegen das Antibiotikum geführt hat.
Eigentlich ging man davon aus, dass Colistin-Resistenzen chromosomal vererbt werden, d.h. dass eine resistente Spezies das Resistenzgen nur an seine Nachkommen weitergeben kann. Neu ist nun, dass das Gen mcr-1 auf einem Plasmid, d.h. extrachromosomal für sein Protein codiert. Diese Tatsache, deren Fund wir o.g. Veröffentlichung verdanken, ist besorgniserregend, da ein Bakterium welches das Resistenzgen trägt nun in der Lage ist, die Resistenz an andere Bakterien weiterzugeben. Beispielsweise können durch solche mobilen Genelemente von E.coli ausgehend Keime wie P.aeruginosa oder K. pneumoniae die Resistenz erwerben. Das Resistenzgen mcr-1 ist also zwischen verschiedenen Bakterienstämmen übertragbar, wovon man vorher nicht ausging. Wird das Resistenzgen nun von einem harmlosen Darmbakterium auf einen unter Umständen bereits multiresistenten Krankheitserreger übertragen, kann das dazu führen, dass sich Bakterienstämme etablieren, welche nun durch den Erwerb der neuen Resistenz gegen das noch letzte verbliebene Antibiotikum gar nicht mehr durch Antibiotika abgetötet werden können.
Was das zur Folge hat kann sich jeder ausmalen. Es gibt dann Infektionen beim Menschen, die antibiotisch nicht mehr behandelt werden können. Im Grunde genommen befinden wir uns mit dem Auftreten der Resistenz auf dem Pfad in die „Postantibiotikaära“. Noch besorgniserregender als die Tatsache, dass diese Resistenz in E.colis aus Schweinen nachgewiesen wurde, ist die Tatsache, dass mittlerweile auch schon in verschiedenen Ländern, u.a. in den USA, von Menschen mcr-1 positive Bakterienproben entnommen wurden. Das heißt Colistin-resistente Keime infizieren jetzt schon Menschen.
Es ist in diesem Zusammenhang wichtig das Ausmaß der Ausbreitung von mcr-1 positiven Bakterienstämmen in den einzelnen Ländern zu bestimmen- nur so kann man sich einen Überblick darüber verschaffen, wie verbreitet Colistin-Resistenzen tatsächlich schon sind und wie hoch die Gefahr für den Menschen ist, sich mit einem Colistin-resistenten Bakterienstamm zu infizieren.