Uni-Klinik Mannheim ist weiter in der Kritik

Die Hygienemängel im Mannheimer Klinikum führen weiterhin dazu, dass der OP-Betrieb nicht im vollem Umfang aufrecht erhalten werden kann. Inzwischen sind auch weitere Einzelheiten an die Öffentlichkeit geraten.

Die Klinik ist in der Vergangenheit auf Grund der hohen Profitabilität positiv aufgefallen. Jedoch zeigt sich jetzt, dass der rigorose Sparkurs auch eine Ursache für die Mängel im Hygienebereich sein kann. Nach einer anonymen Anzeige legte das Regierungspräsidium Karlsruhe einige Bereiche des OP-Betriebs wegen Hygienemängeln still. Zusätzlich wurden mehrere nichtqualifizierte Mitarbeiter von ihren Arbeitsplätzen ausgeschlossen. In der letzten Woche schaltete sich zudem die Staatsanwaltschaft mit ein, nachdem es erneut zu Problemen in der Instrumentenaufbereitung gekommen ist.

"Uniklinikum Mannheim Haupteingang" by Gboehm81 - Own work. Licensed under Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0-2.5-2.0-1.0 via Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Uniklinikum_Mannheim_Haupteingang.jpg#mediaviewer/File:Uniklinikum_Mannheim_Haupteingang.jpg

„Uniklinikum Mannheim Haupteingang“ by Gboehm81 – Own work. Licensed under Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0-2.5-2.0-1.0 via Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Uniklinikum_Mannheim_Haupteingang.jpg#mediaviewer/File:Uniklinikum_Mannheim_Haupteingang.jpg

Die Klinik hatte durch den Geschäftsführer verlauten lassen, dass die Probleme im Vorfeld nicht bekannt waren. Als Grund für die Mängel wurde fehlendes qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt angegeben. Während es von Seiten der Klinik derzeit keine aktuellen Stellungnahmen gibt, wurde deutlich, dass die Probleme sehr wohl schon länger bekannt sind.

Dank Aufzeichnungen aus dem klinikeigenen Qualitätsmanagement zeigt sich, dass vor allem die Missstände bei der Instrumentenaufarbeitung im Jahr 2012 bekannt waren. Fortbildung sollen demnach nicht oder nur unzureichend stattgefunden haben. Im letzten Jahr wird ein Pfleger aus dem anonymen System für Beschwerden und Verbesserungen mit den Worten zitiert: „Wie viel Verantwortung für regelwidriges Verhalten soll die Pflege noch tolerieren?“ Ein anderer Eintrag stellt fest, dass das Klinik kein Produktionsbetrieb sei, sondern es um Menschenleben gehen würde.

Auch wurden konkrete Probleme in der Sterilisation durch ärztliches Personal in das Beschwerdesystem eingegeben. Dazu gehören fehlende oder nicht funktionsfähige Instrumente, bis hin zu Instrumenten die durch die mangelnde Vorreinigung mit Knochensplittern und Haaren verunreinigt waren. In einem anderen Beitrag wurde eine tote Fliege im sterilen OP-Sieb bemängelt. In den Steri-Sieben der Orthopädie wurden zudem auch im letzten Jahr schon Staphylokokken festgestellt. Bezeichnend ist dann ein Eintrag aus dem QM-System: „Bitte, bitte lassen Sie es nicht dazu kommen, dass Patienten zu Tode gespart werden. Mehr, viel mehr Personal im Steri“.

Die Behauptung der Klinikleitung, die Mängel seien unbekannt gewesen, scheint hinfällig zu sein. Die in jedem Qualitätsmanagementsystem vorgesehenen personellen Ressourcen, Schulungs- und Überwachungssysteme haben deutlich und über einen langen Zeitraum versagt. Klar wird inzwischen, dass ein erhebliches Organisationsversagen der Leitung vorliegt. Inzwischen droht auch die erste Zivilklage. So beabsichtigt ein Patient, der sich bei einer Knieoperation eine Infektion zuzog, eine Schadensersatzklage einzureichen.

Der Schaden für diese einst renommierte Klinik ist schon jetzt groß und nicht so schnell zu reparieren. Das schöne wirtschaftliche Ergebnis aus dem letzten Jahr wird sich wohl auch erst mal nicht wiederholen lassen.

 

1 comment

  1. […] brennpunkt.hygiene hatte über den Stand der Entwicklung berichtet. Nach einer anonymen Anzeige sind die hygienischen Missstände, insbesondere im Bereich der Sterilisation, an die Öffentlichkeit gelangt. Dabei wurde deutlich, dass die Probleme seit Jahren bekannt waren und unter anderen auf Sparmaßnahmen des Hauses zurück zu führen sind. Alfred Dänzer hatte ein Wissen um die Probleme bestritten und führte diese darauf zurück, dass es keine qualifizierten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt geben würde. […]

Comments are closed.