„Chlor-Hühnchen“ aus den USA

Im Zusammenhang mit dem geplanten Freihandelsabkommen mit den USA gibt es in Deutschland eine Diskussion darüber, ob mit Chlor desinfiziertes Hühnchen aus den Vereinigten Staaten bald auch bei uns auf dem Teller landet. Die Bundeskanzlerin schließt dieses aus. Nun stellt sich für den Hygieniker jedoch die Frage, ob mit Chlor behandeltes Huhn tatsächlich schädlich ist, oder ob hier nicht mit der Angst der Menschen gespielt wird.

Chickenwings

Fakt ist, dass sich auf toten Hühnern deutscher, bzw. europäischer Herkunft eine ganze Reihe von Keimen tummeln, die Menschen krank machen oder die gegen Antibiotika resistent sind. Dazu zählen Salmonellen, Listerien oder der Durchfallerreger Camphylobacter. Durch den bloßen Handkontakt mit dem Geflügel können so nicht unerhebliche Mengen dieser Keime auf andere, unerhitzte Lebensmittel übertragen werden. Im menschlichen Körper können so leicht aus 10000 Keimen innerhalb von 3 Stunden 3 Millionen Keime werden, die dann zu teils heftigen Krankheitssymptomen wie blutigen Durchfällen und auch zum Tod führen können.

Wie steht es nun mit einem durch Chlor desinfizierten Hühnchen? In den USA werden die Tiere nach der Schlachtung durch ein chlorhaltiges Wasserbad gezogen, was den Großteil der Keime auf der Oberfläche abtötet. Die wenigen verbleibenden Keime können zwar auch von der Hand auf andere Lebensmittel übertragen werden, ihre Menge reicht jedoch nicht aus um einen Menschen krank werden zu lassen. Das mit diesen wenigen Keimen kontaminierte Lebensmittel ist also noch essbar.

Das Chlor eine toxische Substanz ist, welche in flüssigem Zustand ätzend auf die Haut wirkt und gasförmig bei Einatmung zum Atemstillstand bei Säugetieren und Menschen führt sollte bekannt sein. Besteht hier nun nicht die Gefahr der Vergiftung durch den Verzehr von mit Chlor desinfiziertem Hühnchen? Diese Frage ist leicht mit nein zu beantworten. Das Geflügel wird mit stark verdünntem und gebunden vorliegendem Chlor in Form von Natriumhydrochlorid und Chlordioxid desinfiziert. Diese Chlorverbindungen werden seit Jahrzehnten auch zur Reinhaltung von Trink- und Schwimmbadewasser verwendet und das hat bisher auch noch niemandem geschadet, geschweige denn es hat jemanden getötet. Es gibt also keinen Grund zur Panik, da jeder Badende durch versehentliches verschlucken mehr Chlor aufnimmt als beim Verzehr von „Chlor-Hühnchen“ anfallen.

Nun sieht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) noch andere Gründe für den Verzicht von „Chlor-Hühnchen“ auf deutschen Tellern. Zum einen befürchtet man eine Resistenzentwicklung der Bakterien gegenüber Chlor, zum anderen wird von einer starken Umweltbelastung bei der großräumigen Anwendung von Chlor in Schlachthöfen ausgegangen.
Bisher sind jedoch noch keine Fälle von Resistenzentwicklung bei Bakterien gegenüber Chlor beobachtet worden, was gegen diese Befürchtung spricht. Außerdem wird das desinfektionsmittelhaltige Abwasser heutzutage so behandelt, dass das Chlor entfernt wird, sodass es nicht zu einer Schädigung der Bakterien kommen kann, die unser Abwasser klären.

Zusammenfassend sollte also der Verzehr von mit Chlor desinfiziertem Hühnchen keine Gefahr für den Endverbraucher darstellen.

Grundlage für den Artikel:  Berliner Zeitung – Chlor-Hühnchen sind kein Grund zur Panik