Zehn-Punkte-Plan gegen Krankenhauskeime

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„Hermann Gröhe 2010“ von CDU Deutschlands/Laurence Chaperon. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hermann_Gr%C3%B6he_2010.jpg#/media/File:Hermann_Gr%C3%B6he_2010.jpg

Endlich handelt die Politik! Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will nun mit einem Zehn-Punkte-Plan konkret gegen Krankenhauskeime vorgehen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete. Das entsprechende Papier soll der Zeitung vorliegen.

Einzelheiten liegen derzeit nicht vor, doch sollen die Experten des Robert Koch-Institutes verstärkt mit einbezogen werden. Zudem soll geprüft werden, ob bei vorhersehbaren Krankenhausaufenthalten vorab ein Patiententest in Bezug auf MRE (Multiresistente Erreger) durchgeführt werden soll. Meldepflichten und Kontrollen sollen verschärft werden, um für die Gesundheitsämter wertvolle Zeit zu gewinnen. Zudem sollen Kliniken verpflichtet werden, regelmäßig über die Hygienesituation in für Patienten verständliche Sprache zu veröffentlichen. Ärzte und Personal in Kliniken und Arztpraxen sollen verpflichtend geschult werden.

Die bisher getroffenen Maßnahmen scheinen der Politik nicht mehr zu reichen. Laut Ministerium drängt die Zeit für die neuen Maßnahmen. Für die wachsenden Probleme sehen Mitarbeiter des Ministeriums vor allem drei Gründe:

  • Die Patienten werden älter und damit anfälliger
  • Die Zahl der komplizierten medizinischen Eingriffe nimmt zu und damit auch die Gefahr eines gefährlichen Verlaufs bei einer Ansteckung.
  • Die Zahl der Erreger wird weiter ansteigen, bei denen herkömmliche Therapien nicht mehr anschlagen.

Auch international soll das Thema forciert werden. „Da sich die resistenten Erreger weltweit verbreiteten, müssten sie auch weltweit bekämpft werden“, heißt es laut Süddeutscher Zeitung in dem Papier. „Deutschland werde sich des Themas im Rahmen seiner Präsidentschaft im Klub der sieben wichtigsten Industrienationen (G 7) annehmen. Dabei gehe es auch darum, Instrumente zur Entwicklung neuer Antibiotika, diagnostische Tests und alternative Behandlungen international voranzubringen.“

Schätzungen zu Todesfällen durch Krankenhausinfektionen divergieren stark. Fachleute gehen von 10.000 bis 15.000 Todesfällen im Jahr aus, die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) setzt die Zahl der Todesfälle allerdings mit 30.000 weitaus höher an. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) spricht allerdings von 2000 bis 4500 Patienten. Laut dem Bundesgesundheitsministerium infizieren sich jährlich im Krankenhaus 400.000 bis 600.000 Menschen. Die DGKH geht sogar von 900.000 nosokomialen Infektionen jährlich aus. In der Vergangenheit reagierte der Gesetzgeber unter anderem mit schärferen Regeln für Hygiene und Kontrolle, zuletzt 2011 durch Veränderungen im Infektionsschutzgesetz.

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1 comment

  1. Ja, Klasse, noch mehr Standarts, noch mehr Dokumentation! Hoch lebe der Bürokratismus! Wie wäre es denn, wenn man die sich summierenden Kosten (pro Patient 8000,00 € x geschätzte 900000 Nos.Inf.= 7.200.000.000 €) zusammen nimmt und in ausreichend Personal investiert. Nein, da werden Reinigungsfirmen eingesetzt, deren Mitarbeiter wie gehetzte Hunde durch die Häuser jagen müssen. Ist die Zeit um, sind sie weg – und dann? Dem Pflegepersonal werden die Stunden gekürzt. Wichtig ist, es steht alles schön auf dem Papier. Wie heißt es, Papier ist geduldig.
    Wir haben die RKI Empfehlungen, welche durch das IfSG bindend sind, sowie VO der Länder. Es fehlen nur Mitarbeiter, die diese Empfehlungen umsetzen. Studien haben gezeigt, dass mit der steigenden Anzahl des Personals die Zahl der nosok. Infektionen zurück geht. Alles nicht schlimm, Hauptsache die Bilanz stimmt und man kann am Jahresende Millionen schweren Gewinn feiern. Prost!

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