Wie das Florence-Nightingale-Krankenhauses der Kaiserswerther Diakonie am Dienstag in einer Pressemitteilung erklärte, ist der VRE-Ausbruch (Vancomycin-resistente-Enterokokken) auf der Kinderstation für beendet erklärt worden. Der Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Düsseldorf erklärte dazu: „Das Florence-Nightingale-Krankenhaus hat sich im Fall des VRE-Ausbruchs auf der Kinderintensivstation verantwortungsvoll verhalten. Die frühzeitige Reaktion und die sofortige Umsetzung der Hygiene- und Kohortierungsmaßnahmen haben eine weitere Ausbreitung des VRE-Keims erfolgreich verhindert. Wir haben gut zusammengearbeitet und waren jederzeit im engen Austausch.“
Die aktuellen Laborergebnisse bestätigen, dass seit Anfang März kein neuer Patient positiv gewertet wurde. Dies deutet darauf hin, dass die Barrieremaßnahmen mit Erfolg umgesetzt werden konnten. Zuletzt waren alle Patienten der Kinderintensivstation in der Nacht von Sonntag, dem 12. April, auf Montag, dem 13. April, im Rahmen des letzten stationsweiten Screenings an Nase, Rachen und Anus abgestrichen worden. Drei Frühgeborene, die mit dem VRE-Keim besiedelt sind, werden aufgrund ihrer Frühgeburtlichkeit auf der Station weiterhin unter Anwendung der Barrieremaßnahmen behandelt.
Nach wie vor ist die Quelle und die Ursachen der Verbreitung nicht geklärt. Allerdings möchte die Einrichtung weitere Informationen zum Ausbruch erhalten. Nach Angaben des Direktor am Florence-Nightingale-Krankenhaus Dr. Holger Stiller, möchte das Haus ein Gutachten in Auftrag geben, um den Ausbruch analysieren zu können.
Gemäß der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) sind im Zusammenhang mit nosokomialen Infektionen die Hände des Personals einer der wichtigsten Übertragungswege . Die bundesweiten Zahlen zur Händehygiene-Compliance zeigen deutlich, dass weitere Verbesserungen die Verbreitung von Keimen innerhalb medizinischer Einrichtungen stark herabsenken kann.
Das Düsseldorfer Krankenhaus hatte allen Anschein nach richtig und besonnen auf den Ausbruch reagiert. Wichtig war die offene Kommunikation zu Betroffenen, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit. Immer wieder kommen Gesundheitseinrichtungen in die Kritik, weil Ausbrüche nicht kommuniziert werden und die zuständigen Behörden oft zu spät eingeschaltet werden. Dr. Martin Berghäuser, leitender Oberarzt der Abteilung Neonatologie und Kinderintensivmedizin, betont: „Für den Zuspruch der Eltern, die mir und meinen Kolleginnen und Kollegen in den letzten Wochen immer wieder ihr Vertrauen ausgesprochen haben, sind wir hier alle sehr dankbar.“ Weiterhin ist eine Hotline geschaltet und auf der Internetseite des Krankenhauses ist ein umfassender Fragen- und Antwortenkatalog online.
brennpunkt.hygiene: VRE-Nachweis bei 13 Frühchen in Düsseldorf
Auf Rückfrage von brennpunkt.hygiene in Bezug auf die durchgeführten Maßnahmen erhielten wir die folgende schriftlichen Informationen, die detailliert die Ereignisse aufführen und die durchgeführten Maßnahmen darstellen:
„Am 4. März 2015 wurde ein Frühgeborenes auf der Kinderintensivstation des Florence-Nightingale-Krankenhaues (hier werden Babys ab der 23. Schwangerschaftswoche behandelt) positiv auf den VRE-Keim getestet. Der positive Befund wurde im Rahmen eines Labortests festgestellt, den der behandelnde Arzt infolge einer Infektion des Kindes in Auftrag gegeben hatte – ein standardmäßiger Prozess auf der Kinderintensivstation. Bei diesem Test untersucht das Labor einen Abstrich auf alle pathogenen Keime. Der Abstrich wird im Labor angezüchtet, um eine Vermehrung der Keime zu bewirken. Im zweiten Schritt werden die gefundenen Keime einzeln weitervermehrt und erst im dritten Schritt in Hinblick auf eine mögliche Antibiotika-Resistenz getestet. Im Fall des VRE-Keims wurde auf eine Resistenz gegen das Antibiotikum Vancomycin getestet. In diesem Fall gibt es keinen Schnelltest. Die definitive Feststellung des Keims ist erst nach mehreren Tagen möglich.
Nachdem das Testergebnis des ersten Patienten feststand, wurden auf der Kinderintensivstation umgehend folgende Maßnahmen ergriffen:
- Das Kind sowie die Kontaktpersonen wurden isoliert. Das heißt in dem Fall, dass zwei weitere Kinder, die mit Patient 1 auf dem Zimmer lagen, ebenfalls isoliert wurden. Man spricht in diesem Zusammenhang von der so genannten Kohortierung von Patienten: Der infizierte Patient sowie die Kontaktpersonen verbleiben in einem Raum und werden von Pflegekräften versorgt, die außer den drei Patienten keine weiteren Patienten mehr behandeln.
- Entsprechend des Hygieneplans der Kinderintensivstation wurde die Barrierepflege (Handschuhe, Kittel und Händedesinfektion) eingeführt.
- Die Eltern der drei Kinder wurden im persönlichen Gespräch von einem Vertreter der Ärzteschaft über den VRE-Keim und die eingeleiteten Maßnahmen informiert.
- Die Pflegekräfte auf der Station haben die betroffenen Eltern im Umgang mit ihren Kindern unterwiesen.
- Umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen wurden von Spezialisten durchgeführt.
Am 5. März 2015 erhielt die Klinik die Laborergebnisse des wöchentlichen Kolonisations-Screenings, bei dem Abstriche aus Rachen, der Nase und dem Anus getestet wurden. Im Zuge dieses Routine-Verfahrens wurde bei einem zweiten Kind der VRE-Keim gefunden. Hier lag jedoch keine Infektion, sondern eine Besiedelung durch den VRE-Keim vor. Am selben Tag meldete das Labor der Kinderintensivstation telefonisch, dass bei einem weiteren Patienten der Verdacht auf eine VRE-Besiedelung bestehe, die Testung allerdings noch nicht abgeschlossen sei. Aufgrund des clusterartigen Auftreten des VRE-Keims – 2 Fälle, die in engem räumlichen und/oder zeitlichen Zusammenhang standen – trat das Ausbruchteam gemäß den Hygienevorschriften der Kinderintensivstation zusammen.
Der leitende Oberarzt der Kinderintensivstation informierte das Gesundheitsamt Düsseldorf zunächst telefonisch und sendete dem Amt die Meldung und einen Maßnahmenkatalog schriftlich zu:
- Erhalt der Resistogramme und Vervollständigung der Befunde
- Typisierung der Isolate
- Kontrollabstrich anal auf VRE bei allen Patienten mit Kontakt zu den betroffenen Patienten, Kontrollabstriche auf VRE anal zur Befundverifizierung
- Unmittelbare Kohortierung der Patienten und Pflege entsprechend des Hygieneplans der Kinderintensivstation
- Erweiterte Diagnostik und Umgebungsuntersuchungen (Monitore, Inkubatoren, Milchpumpen, Gemeinschaftsräumlichkeiten, Sonographiegeräte etc.)
- Erstellung einer Auflistung aller Mitarbeiter mit Kontakt zu den betroffenen Patienten
- Hygieneplangerechte Desinfektion der Räumlichkeiten nach Verlegung (externes spezialisiertes Unternehmen)/Entlassung der betroffenen Patienten
- Aufklärung der betroffenen Familien über die Kolonisations- und Infektionsbefunde, Einweisung in spezifische Hygienemaßnahmen
- Information des Gesundheitsamtes über die beobachtete VRE-Häufung inkl. des getroffenen Maßnahmenkatalogs
Zudem erfolgte eine Veröffentlichung der Hygienemaßnahmen durch Aushänge an den Türen der Patientenzimmer.
Zur Aufklärung haben wir u.a. eine Hotline für betroffene Eltern und Patienten geschaltet und auf unserer Website die häufigsten Fragen und Antworten zu VRE aufgenommen. Diese finden Sie neben der abschließenden Presseinformation im Anhang.“