Uniklinikum Mannheim: Erneute Probleme

Letzten Donnerstag wurden die Operationssäle im Mannheimer Klinikum erneut wegen hygienischer Mängel gesperrt. Nachdem im Oktober des letzten Jahres das Klinikum mit massiven Hygienemängeln Schlagzeilen gemacht hatte und der Klinikdirektor zurückgetreten war, sollte alles besser werden. Bei der Aufbereitung von OP-Bestecken würden „zukünftig höchste Maßstäbe gesetzt“, versprach der neue Geschäftsführer Jörg Blattmann. Doch jetzt hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe eine „sofortige Sperrung der OP-Instrumente“ verfügt. In der Presse wurde bekannt, dass Haare im Besteck gefunden wurde, Flusen in den Instrumentenkästen und Verpackungen undicht waren. Auch soll wieder durch fehlerhafte Behandlung beschädigtes Besteck im Umlauf sein.

"Uniklinikum Mannheim Haupteingang" by Gboehm81 - Own work. Licensed under Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0-2.5-2.0-1.0 via Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Uniklinikum_Mannheim_Haupteingang.jpg#mediaviewer/File:Uniklinikum_Mannheim_Haupteingang.jpg

„Uniklinikum Mannheim Haupteingang“ by Gboehm81 – Own work. Licensed under Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0-2.5-2.0-1.0 via Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Uniklinikum_Mannheim_Haupteingang.jpg#mediaviewer/File:Uniklinikum_Mannheim_Haupteingang.jpg

Zwar wurde eine Kommission zur Aufklärung eingesetzt, die die langjährigen Defizite aufarbeiten sollte, doch wurde der Bericht durch die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat nicht veröffentlicht. Nach Ansicht der Prüfer soll Hygiene in der Vergangenheit oft fahrlässig oder auch wissentlich vernachlässigt worden sein. Auch soll die Klinikleitung sich nicht sonderlich kooperativ verhalten haben. Dokumente waren nicht auffindbar oder wurden nur sehr zögerlich zur Verfügung gestellt.

Die Kritik an den Zuständen im Klinikum war bereits 2007 erkennbar gewesen. Nach Information von SPIEGEL online hatte seinerzeit das Regierungspräsidium Karlsruhe kritisiert: „Die meisten Geräte sind zwischen zehn und 20 Jahre alt, entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik.“ Neue Instrumente wurden jedoch nicht angeschafft.

Die klinikinterne Krankenhaushygiene habe gewarnt, so der Bericht, „dass bei der Aufbereitung von Instrumentarium zurzeit erhebliche Mängel bestehen, die eine direkte Patientengefährdung bedingen können“. Vielmehr stand die Optimierung der Zahlen im Vordergrund. Der Geschäftsführer wurde zudem erfolgsorientiert am Klinikgewinnn beteiligt. Gleichzeitig wird die Verquickung mit der Politik kritisiert. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Oberbürgermeister Peter Kurz ist kurz vor den Bürgermeisterwahlen nicht an einem öffentlichen Umgang mit dem Skandal interessiert.

Gleichzeitig ist der Schaden immens. Neben dem Imageschaden gehen viele in Mannheim davon aus, dass das Klinikum auf Jahre hohe Kosten für Stadt und Land produzieren wird. Die Kultur des Vertuschen und Schweigens führt vor allem zu einem tiefen Misstrauen der Bevölkerung gegenüber medizinischer Einrichtungen.

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