Kurzärmelige Schutzkleidung auch für Ärzte – ein Schritt in die richtige Richtung?

In 100 Kliniken des Klinikkonzerns Asklepios werden die herkömmlichen Arztkittel durch kurzärmelige Kasacks ersetzt. Dies soll der Infektionsprävention und Patientensicherheit dienen, da die Ärmel von Arztkitteln häufig mit Keimen kontaminiert sind. Ist dies ein sinnvoller Schritt?

arztAuf jeden Fall kann es in Bezug auf die Übertragung von Infektionen nicht schaden und für sinnvoll halte ich diesen Schritt auch. Die WHO empfiehlt seit längerem schon den Gebrauch von kurzärmeliger Schutzkleidung auch für Ärzte. Auf Intensivstationen oder im OP sind kurzärmelige Kasacks bei Ärzten auch in Deutschland Pflicht. Auf einer „Normalstation“ verhält sich das jedoch anders. Viele, gerade ältere Ärzte, sind nicht gewillt auf dieses „Statussymbol“ zu verzichten. Eine einheitliche Vorgabe von kurzärmeliger Schutzkleidung für Ärzte durch die Asklepios-Kliniken setzt demnach eine Empfehlung der WHO um, was von unserem Standpunkt aus begrüßenswert ist.

Der Arztkittel gehört zur Schutzkleidung und muss aus diesem Grunde auch wie diese behandelt werden. Unterschiedliche Flächen am Kittel sind im Durchschnitt unterschiedlich stark mit Keimen belastet. Die am stärksten belastete Fläche an einem Schutzkittel sind die Taschen, gefolgt von den Ärmeln und der Frontfläche. Da Kasacks auch Taschen haben, wird dieses potentielle Erregerreservoir durch die Verwendung selbiger nicht eliminiert. Aber durch das Entfernen der Ärmel verliert die Schutzkleidung das zweithäufigste potentielle Erregerreservoir. Außerdem wird durch das Fehlen der Ärmel auch die Möglichkeit geschaffen, ohne Umstände die Händedesinfektion auf die Unterarme auszubreiten. Wird diese richtig und konsequnt durchgeführt, wird Keimen ein potentielles Vehikel zur Weiterverbreitung genommen. Ein wesentliches Problem an den „Ärztekitteln“ besteht darin, dass sie von ihren Trägern häufig eben nicht als Schutzkleidung, sondern eher als Statussymbol gesehen werden. Eigentlich müsste der Kittel regelmäßig gewechselt werden- in Bereichen mit erhöhten hygienischen Anforderungen, oder beim Kontakt mit Patienten die an bestimmten Infektionskrankheiten leiden gegebenenfalls auch täglich. Wichtig wäre eigentlich ein Umgang mit der Schutzkleidung von Ärzten, die dem Anlass und der Tätigkeit angemessen ist. Das heißt, dass in bestimmten Fällen der Arztkittel ausgezogen werden muss (beispielsweise bei der Wundversorgung, bei der laut Standard vorher auch eine Desinfektion der Unterarme sattfinden muss), oder dieser mit zusätzlicher Schutzkleidung vor Kontamination geschützt werden muss. In der Praxis geschieht das, zumindest auf einer „normalen“ Bettenstation, selten. Von daher stellt in meinen Augen der Verzicht auf die langen Ärmel bei ärztlichen Schutzkitteln auch einen Fortschritt hinsichtlich der Prävention von Infektionskrankheiten dar. Es gibt vom RKI dahingehend zwar keine Empfehlung- es heißt dazu bei der KRINKO lediglich, dass Beschäftigte, die eng am Patienten arbeiten ihre Bereichskleidung täglich wechseln sollen und je nach Situation zusätzliche Schutzkleidung tragen sollen- aber in anderen Ländern bspw. in Großbritannien gibt es diese Empfehlung zum Tragen kurzärmeliger Schutzkleidung für den Arzt schon länger.

Zusammenfassend sehen wir die Entscheidung des Askelepiosklinikverbandes als einen Schritt in die richtige Richtung, gerade jetzt in Zeiten des vermehrten Auftretens von multiresistenten Keimen in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Auch wenn sich viele Ärzte mit dieser Entscheidung sicher nicht leicht abfinden werden, sind wir der Meinung, dass aufgrund der Gesamtsituation in Hinsicht auf die Durchseuchung mit multiresistenten Keimen auch die „kleinen“ Schritte ihren Beitrag zur Bekämpfung von nosokomialen Infektionen leisten werden.