Desinfektionsmittel: QAVs können Mäuse unfruchtbar machen

Die quartäre Ammoniumverbindungen (QAV oder Quats) Benzalkoniumchlorid und Didecyldimethylammoniumchlorid sind in fast allen Desinfektionsmitteln als Komponenten vorhanden. Diese Wirkstoffe gelten als mild und für den Menschen ungefährlich. Allerdings schrecken Beobachtungen der amerikanischen Forscher Terry Hrubec und Patricia Hunt Fachkreise auf. Es besteht der Verdacht, dass die Substanzen zumindest Mäuse unfruchtbar machen können.

Dr. Terry Hrubec

Dr. Terry Hrubec , http://www.vtnews.vt.edu/articles/2014/08/images/M_081414-vetmed-terryhrubec.jpg

Terry Hrubec vom Virginia-Maryland College of Veterinary Medicine fiel ursprünglich in anderen Versuchen auf, daß die Labormäuse auffällig wenig Nachwuchs bekamen. Bedingt durch die ausgiebige Benutzung von Händedesinfektionsmitteln kam der Verdacht auf, dass ein Zusammenhang bestehen könnte. In einem gleichzeitig erscheinenden Artikel in „Nature“ von Patricia Hunt von der Washington State University, die eine ähnliche Beobachtung machte, beschlossen beide Forscher dem Verdacht nachzugehen.

„Wir haben die Wirkung dieser beiden Stoffe auf die Mäuse getestet“, so Hrubec. Mäuse, die mit den beiden Ammoniumverbindungen in Kontakt kamen, brauchten länger, um schwanger zu werden und hatten durchschnittlich weniger Nachwuchs. Auch lag die Sterblichkeit in der Spätschwangerschaft und unter der Geburt höher. Die Ergebnisse sollen im Fachmagazin „Reproductive Toxicology“ veröffentlicht werden.

Grundsätzlich sind beide Substanzen seit mehr als einem Jahrhundert in Benutzung. Die Erfahrungen deuten bisher nicht auf eine Schädlichkeit beim Menschen hin, doch könnte gerade der jahrzehntelange Einsatz Einfluss auf die Reproduktionsfähigkeit des Menschen haben. Bekannt ist bereits aus alten Studien, dass Spermien bewegungsunfähig werden können.

Grundsätzlich zeigen die Studien, dass die Nutzung von Bioziden nicht unbegrenzt stattfinden sollte. Insgesamt werden gerade in den USA weitaus mehr Desinfektionsmittel im Alltag eingesetzt als in Deutschland. Auch zeigt es sich, dass der Einsatz alkoholischer Desinfektionsmittel ohne quatäre Zusätze als Händedesinfektion durchaus sinnvoll ist. Die beiden Ammoniumverbindungen sind als Händedesinfektionszusätze in Deutschland selten und werden vor allem in Flächen- und Instrumentendesinfektionsmitteln eingesetzt.

Bei Lebensmitteln gibt es in der EU Grenzwerte, die eingehalten werden müssen. So wurden in der Vergangenheit Bioprodukte entdeckt, die erhöhte Grenzwerte aufwiesen. Neben Pflanzenbehandlungsprodukten kamen auch Desinfektionsmittel in der Verarbeitungsindustrie unter Verdacht.

Ebenfalls zeigt der Ausgangspunkt der Studie, dass die Nutzung der Untersuchungshandschuhe beim Umgang mit Mäusen in Versuchen von Nutzen sein kann.

Mitteilung der Universität