Vor rund 60 Jahren wurde der Polioimpfstoff IPV freigegeben und führte dazu, dass Kinderlähmung nur noch in Entwicklungsländern auftrat. Zuletzt waren es Afghanistan und Pakistan, die Polioinfektionen gemeldet haben. Doch nun sind aktuell in der Ukraine zwei Kinder an der Virusinfektion erkrankt. Wie Behörden meldeten, reichte der Impfschutz bei den Kindern nicht aus.
In der Ukraine werden weitere Fälle befürchtet, da die Impfquote dort sehr niedrig ist. Unicef hatte für die Ukraine bereits vor 2 Jahren gewarnt, da die Impfquote mit nur 74% unter die notwendige 80%-Quote gesunken war. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet, dass dies ein schwerwiegender Rückschlag in der Bekämpfung der Krankheit sei. Nach WHO-Angaben wird allerdings keine Weiterverbreitung auf die Nachbarländer befürchtet, eine Gefährdung in Deutschland besteht nicht.

Schluckimpfung „Polio-Vaccination-Conakry“ von Julien Harneis – http://www.flickr.com/photos/julien_harneis/4181939362/in/set-72157622874188837. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 über Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Polio-Vaccination-Conakry.jpg#/media/File:Polio-Vaccination-Conakry.jpg
Die Erkrankung befällt das zentrale Nervensystem und führt zu Lähmungen. Dies ist besonders schlimm für die Betroffenen, da es keine Heilmethode gibt, lediglich die Impfung bietet einen sicheren Schutz vor Kinderlähmung. Grundsätzlich ist es wichtig, dass es weltweit eine ausreichende Impfquote von mehr als 80% gibt. Nicht geimpfte Personen können so zu Überträgern werden, was bewirken kann, dass auf Dauer der geimpfte, nicht krankmachende Lebendimpfvirus bei geimpften Personen zurückmutieren kann und die Krankheit ausbrechen kann. Für Deutschland bedeutet dies zunächst eine klare Entwarnung, da hier ein Totimpfvirus bei Impfungen eingesetzt wird und die Impfquote relativ hoch ist. 1990 gab es den letzten Fall in Deutschland, in Europa ist der letzte Fall 5 Jahre her. Inwieweit die derzeitige Flüchtlingssituation Auswirkungen haben kann, ist unklar. In vielen Herkunftsländern ist die allgemeine medizinische Versorgung bereits vor Jahren zusammengebrochen.
Schlechte hygienischen Bedingungen stellen eine gute Verbreitungsbasis für eine Schmierinfektion mit Polio dar. Da der Virus auch über Personen verbreitet werden kann, die keine Erkrankungssymptome zeigen, kann es zu unbemerkten Infektionen kommen. Verdeckte Virusträger stellen damit ein großes Risikopotential dar.
Polio zeigt trotz der Erfolge der letzten Jahre ein deutliches Epidemierisiko. Das plötzliche Auftauchen in der Ukraine unterstreicht dies erneut. Der Virus selbst ist sehr umweltstabil, die meisten gängigen Desinfektionsmittel wirken nicht gegen Polio, lediglich gegen höhere Temperaturen ist der Keim labil.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Auftreten von Polio in Europa ist erschreckend. In Deutschland wurde die Schluckimpfung wieder zurückgefahren zugunsten der Injektion, soweit ich weiß. Das Bild zeigt die Schluckimpfung. Die gab es vor 60 Jahren noch nicht, sondern m. E. erst Ende der 60-iger Jahre.
MfG
[…] Dazu: Gastbeitrag in der Ärztezeitung Polio: Erste Fälle seit 5 Jahren in Europa […]
[…] Wie das RKI in seinem Newsletter informierte, hat die WHO zwei Fälle von Vakzine-abgeleitetem Poliovirus Typ 1 (cVDPV1) in der Ukraine bestätigt. Betroffen sind zwei Kinder im Alter von 4 Jahren bzw. 10 Monaten mit akuten schlaffen Lähmungen (AFP) im Südwesten des Landes. Das Gebiet grenzt an Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Polen. brennpunkt.hygiene hatte dazu berichtet. […]