Clostridium difficile– ein sporenbildendes Bakterium- führt seit geraumer Zeit zu teilweise schweren Infektionen und damit einhergehenden Durchfallerkrankungen in Krankenhäusern. Es ist damit mittlerweile ursächlich für die häufigsten nosokomialen Infektionen weltweit.
Hauptsächlich von den Infektionen betroffen sind Patienten über 65 Jahre und solche, die unter Antibiotikatherapie stehen. Wie bei allen Bakterien gibt es auch bei Clostridien unterschiedliche Bakterienzelllinien, die auch als Ribotypen (RT) bezeichnet werden und sich hinsichtlich ihrer Virulenz und Toxizität unterscheiden.
Seit dem Jahr 2003 Jahre steigt bei bestimmten Ribotypen der Bakterien die Tendenz schwere, z.T. tödliche Infektionen hervorzurufen. US amerikanische Wissenschaftler um Prof. Dr. Robert Britton vom Baylor College of Medicine in Houston / Texas konnten nach eigener Aussage zeigen, dass die C.difficile-Linien RT027 und RT078 seit relativ kurzer Zeit weltweit dominant geworden sind. Diese Bakterienzelllinien zirkulieren zwar schon seit Jahren im Menschen, nur haben sie nicht zu größeren Ausbrüchen der Clostridien-assoziierten-Diarrhoe geführt. In den 1980er Jahren waren beide Stämme weder epidemisch, noch hypervirulent. Dr. James Collins- einer der Erstautoren der hier vorgestellten Studie- stellte fest, dass erst nach dem Jahr 2000 beide Bakterienzelllinien zu dominieren begannen und große Ausbrüche hervorriefen. Es stellte sich für die Forscher die Frage, warum die Clostridien-Linien RT027 und 078 zu einem solchen Gesundheitsrisiko werden konnten. In ihrer in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studie haben sie nun nachgewiesen, dass der Zuckerersatzstoff Trehalose offensichtlich an steigenden Zahlen von z.T. schweren Infektionen mit dem sporenbildenden Bakterium beteiligt ist. Dabei konnten die Forscher die zunehmende Häufigkeit und die steigende Schwere von derartigen Infektionen direkt mit der Aufnahme des Zuckerersatzstoffes Trehalose in Verbindung bringen. Das Team um Prof. Dr. Britton wies durch die Analyse der Nahrungsquelle der beiden C.difficile-Linien nach, dass die Bakterien in der Lage waren selbst kleinste Mengen an Trehalose zu metabolisieren. Auch bei geringer Zufuhr des Zuckerersatzstoffs wuchsen die Bakterien. Im Vergleich zu den übrigen Bakterien der gleichen Gattung reichte bei den Ribotypen RT027 und 078 eine etwa 1000 mal geringere Menge zum Wachstum aus.
Es stellte sich den Wissenschaftlern die Frage, was genau bei diesen Clostridien-Ribotypen nun zu den beobachteten schweren Infektionen führt. Das schnelle Bakterienwachstum allein oder die Bildung von für den Menschen toxischen Stoffen? Laut Aussage des Forscherteams steigt die Toxizität der Bakterien ebenfalls mit der Menge an aufgenommener Trehalose. Das bedeutet, dass die Trehalose nicht nur das Wachstum dieser Bakterienzelllinien fördert, sondern auch für eine erhöhte Toxizität der Bakterien verantwortlich ist. Ganz deutlich ließ sich das in einem Mausmodell zeigen. Mäuse die mit RT027 infiziert waren, wurden dabei auf eine Diät mit und ohne Trehalose gesetzt. Offensichtlich wirkte sich dabei die Art der Nahrung auf die Virulenz der Infektion aus. Mäuse, welche trehalosehaltige Kost erhielten, zeigten eine signifikant höhere Mortalität. Die erhöhte Schwere der Erkrankung in Gegenwart von Trehalose ließ sich nicht mit einer höheren Bakterienzahl erklären. Vielmehr basiert diese den Forschern zufolge auf einer Erhöhung der Toxizität der Bakterienzelllinie RT027.
Die durch die Studie gewonnenen Erkenntnisse spiegeln sich auch darin wieder, dass es seit ungefähr 15 Jahren zu einem Anstieg der Infektionen mit den hochvirulenten Ribotypen von Clostridien kommt. Im Jahr 2000 wurde Trehalose in den USA als Zuckerersatzstoff zugelassen und ca. 3 Jahre später begannen die Infektionen bzw. Ausbrüche mit den untersuchten Bakterienzelllinien. In Zukunft sollte nun die Wirkung von Trehalose bei der Patientenernährung in Krankenhäusern, in denen es zu RT027- und RT078- Ausbrüchen kommt, genauer untersucht werden. Auch wenn es wahrscheinlich ist, dass noch weitere Faktoren an der zunehmenden Toxizität der Bakterienzelllinien beteiligt sind, kann auf diese Art und Weise der Zusammenhang zwischen der Aufnahme des Zuckerersatzstoffes und der erhöhten Krankheitsschwere weiter verifiziert werden.
Quelle:
http://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/studie-zuckerersatzstoff-die-ursache-fuer-vermehrte-schwere-durchfallerkrankungen-20180104396474