13. Kongress für Krankenhaushygiene beendet

Der 13. Kongress für Krankenhaushygiene geht heute im Maritim Hotel Berlin zu Ende. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene nahmen 1800 Teilnehmer unter dem Motte „Unseren Patienten Vertrauen in die hygienische Sicherheit der medizinischen Versorgung geben“ teil. Der Veranstalter, die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) ist die größte wissenschaftliche Fachgesellschaft mit ihren 950 Mitgliedern zum Thema Hygiene in der medizinischen Versorgung.

Nachdem in den letzten Jahren das Thema der nosokomialen Infektionen (Infektionen, die in ursächlichem Zusammenhang mit medizinischen Eingriffen stehen) die Öffentlichkeit und dadurch auch die Politik erreicht hat, ist dem Kongress eine höhere Bedeutung zugekommen. Die Fachleute diskutierten in den vergangenen Tagen mögliche Strategien zur Vermeidung von Infektionen im Krankenhaus. Zielsetzung aller Refernten und Teilnehmer war es die Situation in der Krankenhaushygiene deutlich zu verbessern und das Vertrauen der Patienten wieder voll herzustellen. Dazu teilte die DGKH in einer Pressemitteilung mit, dass fast 1 Millionen Infektionen jedes Jahr in ursächlichem Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt stehen. Dies sind ca. 5% aller stationären Patienten eines Jahres und bis 30.000 hiermit im Zusammenhang stehender Todesfälle. Die mit weiter steigender Zahl von antibiotikaresistenten Erregern verunsichern immer mehr Patienten, so die Fachgesellschaft.

Wir stehen vor großen Herausforderungen für die Sicherheit unserer Patienten, aber wir können diese meistern“ betont der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene – Professor Dr. med. Dr. h.c. Martin Exner.

Wir benötigen hierfür aber eine Erweiterung unserer Strategien, um die notwendige Sicherheit vor Infektionen weiterhin zu verbessern. Das Potential für Verbesserungen des Patientenschutzes ist bei weitem nicht ausgeschöpft“ stellt der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene Dr. med. Peter Walger heraus.

Zu diesen Strategien zählen nach Einschätzung der DGKH neben den unbestrittenen Stärken der medizinischen Patientenversorgung in Deutschland aber auch die Benennung von in Deutschland vorhandenen spezifischen Risikofaktoren für nosokomiale Infektionen.

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Kongress für Krankenhaushygiene/Quelle DGKH

So sind die aktuellen Forderungen in verschiedenen beuiträgen auf dem Kongress unterstrichen worden:

  • die dringend notwendige Verbesserungen der Ausbildung und Fortbildung in Fragen der Krankenhaushygiene bereits in Medizinstudium und Berufsausbildung
  • die drastische Verbesserung des Pflegepersonal-Patientenschlüssels –
    Deutschland ist hierbei Schlusslicht in Europa
  • Vor dem Hintergrund der Zunahme Antibiotika-resistenter Erreger die konsequente Einführung eines verbesserten Umgangs mit Antibiotika durch Antibiotika Stewardship in allen deutschen Kliniken, aber auch in der hausärztlichen Versorgung
  • die Aufdeckung und bessere Kontrolle neuer relevanter Infektions-Reservoire im Wasser- und Abwassersystem, gerade für die zunehmenden Gram-negativen Erreger
  • die Verbesserung von Reinigung und Desinfektion auch an Wochenenden und Feiertagen, insbesondere auch in Anbetracht der Zunahme von sehr umweltresistenten Sporenbildnern wie Clostridium difficile
  • die Optimierung eines effizienten Ausbruch Managements mit überregional tätigen Ausbruchmanagements Teams zur Vermeidung von lange sich hinziehenden Ausbrüchen
  • die Einbeziehung unserer Patienten in Hygienemaßnahmen ( welche Hygienemaßnahmen können von Patienten selbst durchgeführt werden, um sich von Infektionen zu schützen ), Benennung von Patientenfürsprechern in allen Kliniken
  • die Einführung der geplanten Labor-Meldepflicht für Carbapenem resistente Erreger
  • die Verbesserung baulich funktioneller Voraussetzungen in der Krankenhauslandschaft und deren staatliche Unterstützung
  • die notwendige Diskussion um die Benennung von Risiken durch die Ökonomisierung für die Krankenhaushygiene (ist die medizinische Versorgung Betätigungsfeld Gewinn-orientierter Unternehmen oder Teil der nicht Gewinn-orientierten Daseinsvorsorge)

Die Forderungen wurden bereits im Dezember 2014 durch den Vorstand der DGKH beschlossen und in Hygiene und Medizin veröffentlicht. Weitere Themen wurden auf dem Kongress behandelt:

  • 40 Jahre Krankenhaushygiene:
    Richtlinien in Deutschland, kritischer Rück- und Ausblick in das Jahr 2026
  • Krankenhaushygiene im Fokus von Qualitätssicherung und Aktionsbündnis Patientensicherheit
  • Medizinprodukte und antimikrobielle Materialien
  • Validierung und Aufbereitung von Medizinprodukten
  • Null Toleranz für Infektionen
  • Aufbereitung und Reinigung
  • Hygiene in anderen europäischen Ländern – was können wir lernen?
  • Infektionsrisiken in Hochrisikobereichen von Neonatologie, Hämato-Onkologie und Intensivtherapie und deren Kontrolle
  • Effizientes Ausbruchsmanagement und Lehren aus Ausbrüchen
  • Hygiene im Rettungsdienst
  • Hygiene und Migration
  • Prävention von postoperativen Wundinfektionen
  • Antibiotic Stewardship, wie ist der Stand in Deutschland 2016?
  • Kommunikation in der Hygiene
  • Hygiene in der Pflege
  • Neue Leitlinien
  • Reinigung und Flächendesinfektion
  • Wasser und Abwasser als Infektionsreservoir