UKSH: Die Politik schaltet sich ein

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) gerät mittlerweile unter Druck. Der Klinikdirektor Jens Scholz sieht sich umfangreichen Vorwürfen ausgesetzt. Dabei soll die Hygiene seit Jahren nachlässig behandelt worden sein. Das Thema Personalmangel gerät ebenfalls in die Diskussion. Inzwischen aber hat sich aber die Landespolitik in die Debatte eingeschaltet. Doch ob an den Wurzeln der Probleme gearbeitet wird, ist allerdings eher zweifelhaft, während die Klinikleitung in der öffentlichen Diskussion den Kopf herhalten muss. Der Ruf des durchaus renommierten UKSH an den Standorten Kiel und Lübeck dürfte schon jetzt Schaden genommen haben.

Die Landesregierung denkt auch über die Auslagerung von Bereichen in Container nach. Der ehemalige Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) stellte umgehend die Forderung auf, schnellstmöglich Landesmittel „für das dringend benötigte Personal bereitzustellen“. Wissenschaftsministerin Kristin Alheit (SPD) und Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) sollten ein Finanzierungskonzept erarbeiten. „Die bedrohlich hohe Anzahl von Gefährdungsanzeigen an den Standorten Kiel und Lübeck darf angesichts der jüngsten besorgniserregenden Ereignisse nicht mehr schulterzuckend zur Kenntnis genommen werden“, sagte der ehemalige Gesundheitsminister.

„Im Moment geht es darum, den Keim in den Griff zu bekommen“, betonte Wissenschaftsministerin Alheit. Mittelfristig sei das Auslagern von Krankenhausbereichen in Container eine Option. Die vom UKSH zu Rate gezogenen Fachwissenschaftler aus Frankfurt hätten „auch Hinweise zur baulichen Situation gegeben“. „Bis der Neubau des UKSH realisiert ist, sind daher auch Zwischenlösungen denkbar, zum Beispiel zur Auslagerung von einzelnen Bereichen in Containern, wenn das medizinisch sinnvoll ist“, sagte die Wissenschaftsministerin.

Das veraltete UKSH in Kiel und Lübeck soll für 520 Millionen Euro saniert werden, wobei auch Neubauten geplant sind. Noch dieses Jahr soll die Bauausführung beginnen und bis 2021 andauern. Es gibt aber anscheinend auch Pläne auf Grund der Situation die Bauarbeiten zu beschleunigen. Dazu äußerte sich SPD-Fraktionschef Ralf Stegner in dieser Woche: „Landesregierung und Koalitionsfraktionen sind sich einig, dies zu prüfen“

Der Norddeutsche Rundfunk verwies auf Darstellungen eines früheren Klinikdirektors, wonach die Hygiene in dem Krankenhaus systematisch auf der Strecke geblieben sei. Auch aus Gewerkschaftskreisen wurde auf Aussagen aus dem Personal verwiesen, wo Pflegekräften und Reinigungspersonal die Situation bedenklich einstufen. Allerdings sind die baulichen Maßnahmen gerade auf Grund der schlechten Ausstattung des Klinikums geplant.

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Prof.-Jens-Scholz vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Quelle: Wikipedia

Durch den Klinikchef Jens Scholz wurde der Vorwurf der geringen Personalausstattung mit dem Verweis auf den schlechteren Bundesdurchschnitt zurückgewiesen. Nicht ohne Grund erwirtschaftete das Klinikum 2013 ein Rekorddefizit von 38 Millionen Euro.

Vor diesen Hintergrund wirken die politischen Aktivitäten und Forderungen geradezu lächerlich. Insgesamt besteht im medizinischen Bereich im Bezug auf Hygiene immenser Handlungsbedarf. Wie in früheren Artikeln auf brennpunkt.hygiene schon dargestellt , liegen gerade die Lösungen der Probleme bei MRE (multi-resistente Erreger) in der Hand von Gesellschaft und Politik. Jahrelanges Wegsehen, Sparen und Beschönigen, sowie inkonsequentes  Handeln in Bezug auf die Ursachen wird Kiel kein Einzelfall bleiben. Die Darstellung des Klinikchefs, dass das Kieler Haus mit einen medizinischen Schicksalsschlag zu tun hat, mag zwar richtig sein, doch zehntausende Infektionen mit MRE in Deutschland, mit zum Teil tödlichen Ausgang, deuten auf eine andere Situation hin.

Die Kosten in diesem Fall werden schon längst explodiert sein, der Imageschaden für das UKSH ist nicht mehr einfach zu reparieren. Die exzellente Arbeit der durchaus renommierten und erfolgreichen wissenschaftlichen Institution gerät in den Hintergrund, während Landespolitiker mit zweifelhaften Aktionismus sich versuchen ins rechte Licht zu rücken. Es wäre zu wünschen, wenn Prof. Scholz es schaffen würde, die öffentliche Wahrnehmung auf die wahren Ursachen zu lenken.

Mehr zu MRGN in Kiel bei brennpunkt.hygiene
MRE bei brennpunkt.hygiene
Informationen durch das UKSH zum MRGN-Keim in Kiel

1 comment

  1. Was da wissenschaftlich erkannt wird, wird leider von der Politik nicht auf Bezahlbarkeit und Zeitaufwand umgerechnet. So kommen alle irgendwann an eine ökonomische Grenze, die entweder durch Nichts tun unterlaufen wird oder man produziert – wenn man im Öffentlichen Bereich finanziert wird – Defizite im Millionenbereich. Der ambulante Bereich ist ist doch auch nicht besser! Da werden Richtlinien ohne Rücksicht auf Kosten erlassen und gleichzeitig mit stenger Budgetpolitik der Geldhahn strikt geschlossen gehalten. Es liegt doch auf der Hand, dass steigender Aufwand mit steigenden Ausgaben verbunden ist.

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