Masern in den USA

Im Dezember des vergangenen Jahres infizierten sich im Kalifornischen Disneyland 58 Menschen an Masern. Bisher galten die USA als ein Land, wo Masern seit 15 Jahren ausgerottet ist. Nach Angaben der US-Seuchenkontrollbehörde CDC nehmen aber auch außerhalb von Kalifornien die Infektionszahlen zu. Inzwischen werden Befürchtungen laut, dass das Land vor einer Masern-Epidemie steht.

Tom Frieden, Direktor des CDC, sieht „eine kleine, aber wachsende Zahl von Menschen, die nicht geimpft sind. “ Die steigende Zahl junger nicht geimpfter Erwachsener erhöht tatsächlich das Risiko einer Epidimie. Für das Jahr 2015 wurden bereits 102 Infektionen aus 14 verschiedenen US-Staaten gemeldet, womit die Zahlen weit über dem Durchschnitt des letzten Jahres liegen. Während im Jahr 2000 kein Masernfall in den USA vorlag, gab es für das letzte Jahr 644 Meldungen.

Dennoch können die USA immer noch stolz auf die recht niedrige Infektionsquote sein. In Deutschland gab es 2013 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 1771 Fälle (2008: 916). Grund für die erfolgreiche Masernbekämpfung in den USA ist die immer noch hohe Impfquote von derzeit 92%, die allerdings von Bundesstaat zu Bundesstaat recht unterschiedlich ausfällt. Doch die Quote sinkt aktuell ab. Ähnlich wie in Deutschland stehen Impfungen in der öffentlichen Debatte. Die Angst vor Nebenwirkungen hat in Deutschland dazu geführt, dass die Zahl der Impfverweigerer angestiegen ist.

Insgesamt wird der Impfschutz in Deutschland nach Angeben des Kinderärzteverbandes als nicht zufriedenstellend eingestuft. Masern zeigt exemplarisch die Entwicklung in Deutschland. Während weltweit die Krankheit durch aufwändige Impfprogramme zurückgedrängt worden ist, zeigen sich in Deutschland wieder leicht steigende Zahlen. Als Ursache werden Impfverweigerer genannt, deren Anteil derzeit auf 3 % geschätzt wird. Immerhin liegt die Sterblichkeit in den Industrieländern bei 1:1000 Erkrankungen. Die Ausrottung von Masern wird nach herrschender Meinung für möglich gehalten, wenn die weltweiten Impfquoten erhöht werden können. Um den Folgen der deutschen Impfmüdigkeit entgegen zu treten, fordert der Verband Impfpflicht für Kitas und Schulen.

In Entwicklungsländern sind Masern weiterhin ein großes Problem. Die aktuellen Flüchtlingsströme stellen auch für die deutsche Kindermedizin eine zusätzliche Aufgabe dar. Der mangelnde Impfschutz unter den Flüchtlingen erhöht die Gefahr von Infektionen. brennpunkt-hygiene berichtete dazu im Oktober letzten Jahres. 

Die Gegner der Masernimpfungen weisen auf Nebenwirkungen von Impfungen hin. Berichte schwerer Impfschäden lassen Eltern vor der Impfung zurückschrecken. Für die Wissenschaft jedoch ist die Diskussion überholt und abgeschlossen. Die extrem seltenen Fälle von Impfschäden stehen den schweren bis hin zu lebensgefährlichen Krankheitsverläufen der Infektion, mit zum Teil schweren Nachwirkungen entgegen. Masern ist nicht eine Kinderkrankheit, sondern eine gefährliche Infektion, besonders, wenn Erwachsene daran erkranken. Das Risiko für Nichterkrankte ist sehr hoch sich zu infizieren, Masern wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Der Schaden durch schwere Verläufe von Masern-Infektionen ist um ein Vielfaches größer, als das bestehende Risiko durch Impfschäden. Damit eine Infektionskrankheit gestoppt werden kann, muss ein Mindestanteil der Bevölkerung immun gegen den Virus sein. Die Masernimpfung schützt vor allem die Allgemeinheit.

Trotz eindeutiger wissenschaftlicher Fakten sind viele dem Aberglauben verfallen, die Masernimpfung führe zu Autismus. Dieses Märchen beruht auf einer Studie von 1998 vom britischen Gastroenterologen  Andrew Wakefield. Die Studie ist schon lange als „völlig falsch“ zurückgezogen worden und der Autor hat heute keine Lizenz mehr.

In den USA hingegen ist die Diskussion inzwischen sehr politisch geworden. Besonders in rechtskonservativen Kreisen zeigt sich eine deutliche Ablehnung staatlicher Impfprogramme. In die politische Debatte schaltete sich schließlich der Präsident ein, der im Fernsehen für Impfungen warb. Hillary Clinton meldete sich mit einem Tweet unter dem Hashtag #vaccineswork: „Die Wissenschaft ist eindeutig: Die Erde ist rund, der Himmel ist blau und Impfungen funktionieren.“

Robert Koch-Institut: Masern

1 comment

Comments are closed.